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  • Blick auf Andechs, © 2023 Alexander Herrmann

Wettbewerb Seeanlage

Ergebnis

Am 05. Dezember 2022 fand die Preisgerichtssitzung für den Städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerb Seeanlage statt. Aus sieben Beiträgen durfte die Jury, bestehend aus fünf Fachpreisrichter*innen und vier Sachpreisrichter*innen den Wettbewerbssieger küren.

Hier finden Sie die drei bestplazierten Entwürfe:

1. Platz

Architekt | Landschaftsarchitekt
lohrer hochrein
landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Ursula Hochrein
Axel Lohrer
Bauerstraße 8
80796 München

Fachplaner
Mayr | Ludescher | Partner
Beratende Ingenieure PartGmbB

Hubert Busler
Hohenzollernstraße 89
80796 München

Mitarbeit
Sebastian Slapnicar

Beurteilung des Preisgerichts

Den Verfassern gelingt es, mit einem durchgängigen Gestaltungskonzept Nord- und Südteil der Seeanlage auf überzeugende Weise miteinander zu verbinden. Der gestalterische Ansatz ist durchwegs von hoher Qualität und der Situation angemessen. Der Beobachtungssteg mit integriertem WC definiert das südliche Ende der Seeanlage und bietet eine gute Möglichkeit, die Schilfzone ohne Eingriffe erlebbar zu machen. Multifunktional nutzbar und durch unterschiedliche Beläge wohltuend zoniert, wird der Seeplatz seiner Rolle als zentraler öffentlicher Raum und Entrée zum See gerecht. Das Angebot einer Fahrradstation ist positiv, die Situierung im Fokus des Platzes erscheint jedoch fraglich. Die Führung des Verkehrs über den Platz bei fehlender Strukturierung der Verkehrsflächen lässt in der Mehrfachnutzung Probleme erwarten.
Positiv werden die Öffnung des Bachlaufs und die Integration des Segelheimes gesehen. Die Durchgängigkeit der Grünflächen wird begrüßt, sie erlaubt eine große Flexibilität in der Nutzung. Ein Entwicklungskonzept für den Spielplatz wird vermisst, z. T. erscheinen die Wege innerhalb der Grünflächen unnötig. Die Promenade und die Ufermauer wird das Herzstück der Anlage. Sie stellen durch die offene Gestaltung einen sehr guten Bezug zur Seefläche her und bieten durch die beiden Ebenen und die zweiseitige Orientierung zum See und zur Grünfläche eine sehr hohe Aufenthaltsqualität. Der Zugang zum Wasser ist sehr gut gestaltet und an wechselnde Wasserstände angepasst, jedoch nicht barrierefrei. Die hochwertige Gestaltung der Promenade und der Ufermauer hat einen hohen Wiedererkennungswert; insbesondere die Nähe und Erlebbarkeit des Sees besticht. Zu bedenken ist die partielle Abweichung von der derzeitigen Uferlinie.
Das vorgestellte Verkehrskonzept entspricht weitgehend der Bestandssituation. Es werden lediglich eine Zonierung der Seestraße und die Verringerung der Stellplatzzahl in Verbindung mit einer externen Parkierungsanlage mit Shuttlebus vorgeschlagen. Leider wird kein umfassendes Verkehrskonzept vorgestellt, das eine nachhaltige Entlastung der Seeanlage und der benachbarten Wohngebiete erwarten lässt. Der geringe Grad vollversiegelter Flächen ist positiv, weitergehende Aussagen zu Ökologie und Nachhaltigkeit werden nicht gemacht. Die bestehende Mauer wird vollständig zurückgebaut. Die Gründung der neuen Mauer liegt unterhalb des Mittelwassers, dadurch ist ein bauseitiger Verbau mit Restwasserhaltung erforderlich. Die Bewehrte-Erde-Konstruktion hinter der eigentlichen Mauer nimmt die Horizontallasten auf und ermöglicht die Herstellung der Mauer durch geschichtete Fertigteile.

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2. Platz

Architekt | Landschaftsarchitekt
mk.landschaft
Manfred Kerler
Baaderstraße 70
80469 München

Mitarbeit
Lukas Diem
Soja Al-Rifaie
Felix Dreßler
Maria Meyer-Giesow

Fachplaner
Seeberger Friedl
Planungsgesellschaft mbH

Wolfgang Finger
Dingolfingerstraße 9
81673 München

Beurteilung des Preisgerichts

Die Arbeit zeichnet sich durch eine klare Gliederung in zwei größere Grünflächen und einen zentralen Platz als „Gelenk“ aus. Dieser ist multifunktional nutzbar, die Möglichkeit der Ausweitung auf die beruhigte bisherige Straßenfläche ohne Stellplätze im Westen verbessert diese Funktion erheblich. Insgesamt überzeugt die einfache, gut erfassbare Struktur des Gesamtkonzepts.
Durch die Entnahme der bestehenden Hecke am Dampfersteg öffnet sich der nördliche Teil und integriert sich gut in die Gesamtanlage. Die Fortführung der Ufermauer im nördlichen Teil ist eine sinnvolle und nachhaltige Ergänzung der bestehenden Situation. Allerdings wäre eine ruhigere und moderne Neuinterpretation des „Zinnenmotivs“ statt einer reinen Rekonstruktion wünschenswert. Positiv wird angemerkt, dass der Kinderspielplatz großzügig erweitert wird. Die vorgeschlagene Ausstattung macht ihn auch für größere Kinder attraktiv. Dagegen liegt der Kiosk am Südende zu weit abseits der übrigen Nutzungen, was eine eher niedrige Besucherfrequenz erwarten lässt. Vorschläge zur Beschattung der Sitzmöbel würden der Promenade gut tun.
Hervorzuheben ist, dass wesentliche Teile der alten Mauer nicht entfernt werden, sondern obere Mauerteile abgebaut und – sofern weiter verwendbar – neu wieder eingebaut werden. Kostenintensiver Verbau und Wasserhaltung werden dadurch entbehrlich.
Problematisch erscheint allerdings der hohe Grad der Versiegelung mit Kleinsteinpflaster aus Granit, ein heimischer und versickerungsfähiger Belag wäre wünschenswert. Die zentrale Erschließung der Seestraße über die Bahnhofstraße ermöglicht die Verkehrsberuhigung nördlich der Bahnhofstraße und verbessert die Funktionalität und Aufenthaltsqualität der gesamten Fläche erheblich. Dies gilt sowohl für die Funktion als Erholungsfläche wie auch für die Anwohnenden. Die zentrale Anordnung der Stellplätze als Senkrechtparker im südlichen Bereich wird positiv gesehen. Für die Besucher des Strandbades bedeutet sie allerdings weitere Wege. Zusammen mit der sehr breiten Seepromenade im Osten führt sie insgesamt zu einer deutlichen Übererschließung. Die Erlebbarkeit des Sees wird durch den großzügigen und barrierefreien direkten Zugang sehr verbessert. Positiv ist die Anordnung von behindertengerechten Stellplätzen in der Nähe des Seeplatzes und des Strandbads. Die Einrichtung eines Shuttlebusses zwischen Seeanlage und Bahnhof wäre nur bei entsprechender Nachfrage denkbar.
Durch die Einbahnorientierung der nördlichen Seestraße in Richtung Norden können die Parkplätze An der Point nur, wie bisher, von Süden erreicht werden. Fahrradfahrer, die von Norden kommen, fahren dann auch regelmäßig gegen die Einbahnstraße, wobei sich aber durch deren Widmung als Anliegerstraße der Verkehr reduzieren sollte.

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3. Platz

Architekt | Landschaftsarchitekt
Schegk Landschaftsarchitekten und Stadtplaner
Prof. Ludwig Schegk
Prof. Ingrid Schegk
Am Pfanderling 4
85778 Haimhausen

Mitarbeit
Martin Hofer
Konstantin Knabl
Johannes Wendlinger
Ariane Bruhns-Dötterböck

Hilfskräfte
Kanimozhi Murugan
Merlin Bartholomäus

Fachplaner
IB B+E
Brandl & Eltschig

Martin Schubert
Clemensänger-Ost 5
85356 Penzberg

B3 Architekten
Peter Haberecht
Im Thal 2
82377 Penzberg

Beurteilung des Preisgerichts

Den Verfassern gelingt ein schlüssiges und angemessenes städtebauliches Konzept, das in prominenter Lage einen „Schondorfer Platz“ am Seeufer schafft. Die Arbeit entwickelt hierzu an zentraler Stelle einen für Festangelegenheiten gut nutzbaren zentralen Bereich. Die Beseitigung der beengenden Buchenhecke nördlich der neuen Mitte schafft Großzügigkeit und Offenheit. Die wassergebundene Decke des Hauptplatzes mit nur linearen Plattenweg- Verbindungen ist funktional schlüssig.
Die Zugänge zum Ufer sind ökologisch und funktional sinnvoll, die Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Benutzbarkeit wird als positiv erkannt. Begrüßt werden auch der vergrößerte Spielbereich und die weiteren zusätzlichen Spielangebote. Das neue Kioskgebäude mit integrierter Aussichtsplattform im OG ist gut positioniert und könnte eventuell mit Sitzgelegenheiten ergänzt werden.
Die neu gestaltete Zugänglichkeit zum Wasser zwischen Bootshaus und Steg wird kontrovers diskutiert. Die hier vorgesehene elektrische / mechanische Rollstuhl-Hebeanlage wird kritisch gesehen. Zudem ist an der Uferkante kein merkliches Aufenthaltsangebot für Rollstuhlfahrer geboten.
Die alte Ufermauer wird vollständig rückgebaut. Hier gälte es zu prüfen, ob sie aus wirtschaftlichen Gründen stellenweise im Boden verbleiben könnte und eine teilweise Verwendung von gut erhaltenen Abschnitten möglich wäre. Die Gründung der neuen Konstruktion liegt oberhalb des Mittelwassers, wodurch weder Verbau noch Wasserhaltung notwendig werden. Die aufgelöste Gründung aus Pfahlböcken mit Mikropfählen im Abstand von 5m erscheint wirtschaftlich.
Die in den Maueransichten glatt erscheinenden Betonoberflächen wirken in ihrer Haptik wenig ansprechend und sollten überdacht werden. Dies gilt auch für die Ausformulierung der „Zinnen“, die sich sehr kräftig abbilden. Die seeseitig gezeigte Naturstein-Blockschichtung ist gut geeignet, um den Maßstab der Mauer zu brechen. Der Grad der Flächenentsiegelung und die Materialwahl erscheinen bei diesem Projekt angemessen und wohltuend. Die in der Seeanlage geplanten Verbindungswege sind sinnvoll gewählt und behindertengerecht gestaltet. Positiv wird die Führung des Verkehrs im Uhrzeigersinn gesehen, da sich dadurch die Verkehrssicherheit erhöht. Auch die Anbindung des Parkplatzes am Fischerweg wird gewährleistet.
Die Sperrung für den Durchgangsverkehr des Weges am St. Jakobs Bergerl trägt zur Verkehrsberuhigung bei. Die Anzahl und Situierung der Fahrradabstellplätze ist gut gewählt. Die Stellplätze auf der Westseite der Seestraße werden als deutliche Verbesserung gewertet.

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