Zur Navigation springen Zum Inhalt springen
  • Blick auf Andechs, © 2023 Alexander Herrmann

Fragen zur Klimapartnerschaft

Warum gerade Schondorf?

Dazu will ich zwei kluge Männer zitieren. Kofi Annan, der frühere UN-Generalsekretär, sagte 1992 in Rio beim Weltklimagipfel: „Während unsere Ziele global sind, können sie am besten durch lokales Handeln umgesetzt werden“. Daraus hat sich der Slogan „Think global, act local“ entwickelt.

Alois Glück, CSU Politiker und Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, sagte unlängst bei einer Festrede in Weilheim: „Alle neuen Entwicklungen kommen von engagierten Bürgern. Viele sehen hin, viele urteilen, aber nur wenige sind bereit zu handeln.“. Hier sehe ich Schondorf in der Verantwortung. Schondorf ist eine gut funktionierende Gemeinde. Warum nicht Schondorf?

 

Sind wir nicht zu klein?

Ich habe auf der Reise die Verwaltung von Puerto Leguízamo erlebt. Unsere Strukturen sind sehr ähnlich. Mit dem ehrenamtlichen Engagement, technischen Know-How und unserer Fähigkeit, noch mehr Partner für diese Klimapartnerschaft zu gewinnen, ist Schondorf groß genug für dieses Projekt. Und es ist sicherlich ein Weg der kleinen Schritte, den wir hier beschreiten.

 

Sollten wir nicht erst unsere eigenen Probleme lösen?

Ja, das sollten wir. Schondorf ist keine Klima-Vorzeige Gemeinde. Auch bei uns gibt es noch viel zu tun. Allerdings sehe ich an dieser Stelle ein „sowohl als auch“ und nicht ein „entweder oder“. Und die Beschäftigung mit den Themen rund um den Klimawandel und die Klima-Anpassung wird uns auch Lösungen für unsere eigenen Probleme aufweisen, die wir vorher vielleicht nicht gesehen hätten. Ich wünsche mir, dass Schondorf weiter seine „Klimahausaufgaben“ macht und dennoch über den Tellerrand, also den Ammersee hinausschaut und sich auch global engagiert. Was Schondorf selber angeht, haben wir auf dieser Reise so manches gesehen, was man auch bei uns umsetzen kann.

 

Wie kann denn Schondorf den Klimawandel aufhalten?

Schondorf kann den Klima-Wandel gar nicht aufhalten. Das ist aber auch nicht Sinn und Zweck der Klima-Partnerschaft. Es geht vielmehr um eine Wahrnehmung des Problems Klimawandel und den damit verbundenen Konsequenzen für uns und unsere Umwelt. Und es geht darum, Strategien zur Klima-Anpassung zu entwickeln, also Wege, wie wir mit dem Klimawandel besser leben können. Und das traue ich uns sehr wohl zu. Der Amazonas-Regenwald hat eine Schlüsselrolle für das Weltklima. Die Menge an Kohlendioxid, die in den Bäumen und im Boden Amazoniens gebunden ist, entspricht 10 Jahren globaler menschlicher Treibhausgasemission. Schondorfs Partnergemeinde liegt im Amazonas Einzugsgebiet von Kolumbien. Genau hier können wir uns für den Erhalt des Regenwaldes einsetzen. Ich habe gesehen, welche Auswirkung die Abholzung von Regenwald hat, um Viehweiden zu schaffen. Das ist erschreckend. Eine Alternative zur Abholzung ist der Anbau von Kakao. Dieser kann in einer Mischkultur direkt im Regenwald angebaut werden, ohne dass dafür Wald gerodet werden muss. Die Bauern können also ihre Feldfrüchte verwerten und gleichzeitig den Wald erhalten und schützen.

 

Brauchen die kolumbianischen Bauern dafür uns?

Für den Anbau sicherlich nicht. Der Kakao verkauft sich aber besser, wenn er Fairtrade- und Bio-zertifiziert ist. Und bei diesen Zertifizierungen und dem damit verbundenen Weg durch den Behördendschungel können wir helfen. Und wir können versuchen, Fördergelder zu bekommen, und das Projekt damit unterstützen.

 

Wird uns der Klimawandel in Schondorf betreffen?

Die Menschen in Süd- und vor allem in Mittelamerika werden die Auswirkungen des Klimawandels stärker zu spüren bekommen als wir in Schondorf. Das liegt an unserer geographischen Lage. Starke Stürme bilden sich nur über großen Gewässern wie Atlantik und Pazifik, die mehr als 26 Grad warm werden. Das Mittelmeer ist dafür nicht groß genug, Ostsee und Nordsee sind zu kalt. Wie sich Winde und Wasserdampf in Zukunft verhalten werden, wenn der Amazonas-Regenwald seiner Funktion als grüner Lunge für die Welt nicht mehr nachkommen kann, oder wenn der Golfstrom kollabiert, lässt sich wissenschaftlich nicht exakt vorhersagen. Nur dass es Auswirkungen hat, auch auf Schondorf, das ist sicher. 

Eine Auswirkung kann sein, dass wir vermehrt starken Regen haben werden. Eine andere kann sein, dass wir vor allem im Frühjahr längere Trockenperioden haben, die sowohl Landwirtschaft als auch Hobbygärtner beeinflussen.

 

Macht eine Partnerschaft mit einer kolumbianischen Gemeinde Sinn?

Bei dem Programm „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ lag der Fokus dieses Jahr auf Südamerika. Ich finde die Wahl gut, denn es gibt viele Dinge, die gleich sind. Wir können uns mit Spanisch ganz gut verständigen. Das wäre mit einer Gemeinde aus Asien anders gewesen. Die politischen Strukturen auf Länder- und kommunaler Ebene sind ähnlich. Es gibt in Kolumbien 32 „Bundesländer“, sogenannte departamentos, und in den Gemeinden einen von den Bürgern alle vier Jahre gewählten Bürgermeister. Es gibt Religionsfreiheit und eine starke Präsenz des christlichen Glaubens.

 

Wieso müsst ihr da hinfliegen? Das ist doch auch klimaschädlich.

Natürlich setzt jeder Flug CO2 und andere Treibhausgase frei. Es ist aber für das Projekt wichtig, die Beteiligten persönlich, in ihrem heimatlichen Umfeld kennen zu lernen. Hier geht es um gegenseitiges Verständnis. Das schließt auch das Verständnis für die Lebensweise des anderen ein. Denn nur was ich kenne, bin ich bereit zu schützen.

Außerdem geht es hier auch um eine punktgenaue Verteilung von Fördergeldern, und in diesem Zuge um eine Art von Controlling über deren Verwendung. Das fällt sicher leichter, wenn man sich kennt und dem Gegenüber ins Auge schauen kann.

 

Was kostet uns das?

Hauptsächlich Zeit. Die Kosten für die Reisen – insgesamt drei im gesamten Projekt – und die damit verbundenen Spesen trägt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ. Wenn eines der geplanten Projekte durchgeführt wird, wenn also tatsächlich Fördergelder fließen, dann werden diese an die deutsche Kommune gezahlt und von dieser verwaltet. Für diesen Verwaltungsaufwand erhält die deutsche Verwaltung eine pauschale Aufwandsentschädigung.

 

Was können wir schon tun?

Wenig tun zu können ist keine Entschuldigung dafür, nichts zu tun.